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_Ruhr 2010 - 14.02.10_

Ruhr2010 Wenn ein Kontrabass wie eine Flöte klingt
Hamminkeln, 14.02.2010, Anna Blaswich


Hamminkeln. Den Abschlussabend der Hamminkelner Local-Heroes-Woche begannen die drei Musiker Franz de Byl, Ulrich Ingenbold und Klaus Wilmanns direkt und ohne große Einleitung.
Unmittelbar warfen sie sich selbst und das Publikum in der kleinen, komplett gefüllten evangelischen Kirche in Ringenberg, in den „Hauptstadt-Blues”. Den besonderen Hauptstadt-Blues entwickelten Gitarrist de Byl, Percussionist und E-Gitarrist Ulrich Ingenbold und der Kontrabassist Klaus Wilmanns gemeinsam, als sie vor etwa 30 Jahren zusammen in de Byls Kneipe in Berlin locker auf der Bühne saßen und einfach improvisierten.
Spannend war die unausgesprochene Kommunikation zwischen den drei Musikern. Die spontanen Variationen der Lieder, die Soli, die Effekte – all dies funktionierte meist reibungslos und die dafür erforderliche Verbundenheit zwischen den Künstlern war deutlich. Gegenseitig lasen sie die Hand- und Fingerbewegungen der anderen.
Das Konzept ging auf und auch nach dieser langen Zeit harmonierten de Byl, Wilmanns und Ingenbold. Der gesamte Kirchenraum lebte den Blues mit. Zunächst ein leichtes Wippen und Tippen mit dem Fuß, später ein Trommeln mit den Fingern auf dem Oberschenkel, dann tanzte später der ganze Oberkörper. Der knallende Bass, die volle Gitarre und der weiche Takt des Cajon machten Musik, die im Körper kribbelte und so voll Seele war, dass sie bis in die kleinste Ecke der Kirche vordrang. Der laute ausgelassene Applaus, die Pfiffe und der Jubel aus dem Publikum feierten die Künstler und die Musik, verstummten jedoch bei den ersten Tönen des nächsten Liedes sofort, um nichts zu verpassen.
Einfaches Klopfen
Eric Clapton „Tears in Heaven” ging unter die Haut und hier beeindruckte Kontrabassist Wilmanns mit einer Einlage, die das große Instrument wie eine feine Flöte erklingen ließ. Statt eines Bottlenecks benutzte Ingenbold ein Feuerzeug für den besonderen Blues-Klang und de Byl variierte einen klangvollen Beat durch einfaches Klopfen auf dem Gitarrenkorpus und erfreute das Publikum mit waghalsigen und wirr flitzenden Fingerbewegungen, die aber immer genau im richtigen Moment den richtigen Effekt brachten. Im Publikum breitete sich Zufriedenheit aus und die Gewissheit, dass man sich einfach von der Musik an die Hand nehmen und leiten lassen konnte. Es war ein Abend mit Haupstadt-Blues, Kulturhauptstadt-Blues und diese Kulturhauptstadt war in diesem Falle auf dem Land, in Hamminkeln.
Die gesamte Local-Heroes-Woche fasste Organisator Ulrich Ingenbold so zusammen: „Es ist alles aufgegangen und alle Veranstaltungen sind angenommen worden. Da so viele Leute an den Programmen dieser Woche interessiert waren, sollte man dies vielleicht wiederholen.” Und auch Bürgermeister Holger Schlierf zog eine positive Bilanz. „Die Local Heroes wurden belebt, erlebt und gelebt. Es war ein voller Erfolg und wir denken über eine Wiederholung nach.”